Abdeckhauben für Rundumleuchten werden bei RKL Signaltechnik im Haus produziert. Das RKL-magazin zeigt, wie die Kunstlederabdeckungen in Handarbeit auf Maß geschneidert werden.
Mit flinken Fingern schiebt Jonas die drei Schutzhauben über den Tisch. „Na, unter welcher ist die Kugel?“, fragt er seinen Kollegen Oleg und grinst breit. „Du bist mir schon so’n echter Hütchenspieler“, antwortet der. Kurz darauf sind beide wieder konzentriert bei der Arbeit. Jonas schneidet mit dem Rundmesser das Material und Oleg näht.
„Von Klettband würde ich Ihnen bei dieser Leuchte abraten“, erklärt währenddessen Hans Sybille, der Inhaber des Hamburger Blaulicht-Spezialisten RKL Signaltechnik, einem Kunden am Telefon. „Ein bisschen Fahrtwind und die Haube ist weg.“ Eine ausführliche Beratung vor dem Kauf ist ihm wichtig. Bei den Schutzhauben handelt es sich schließlich nicht um eine bessere Plastiktüte, sondern um Maßanfertigungen. Wie ein hochwertiges Kleidungsstück sei solch eine Schutzhaube für Rundumleuchten und Lichtbalken, meint Hans Sybille. „Die Abdeckung muss leicht zu befestigen sein, darf während der Fahrt nicht flattern und soll auch nach Jahren in Wind und Wetter noch gut aussehen“, zählt er auf. Immer wieder fragen Kunden nach einer Universalabdeckung, doch die kann es nicht geben. Zu unterschiedlich sind die Leuchtentypen. „Es ist wie bei Kleidung: Niemand hat Freude an einer Haube, die die Passform eines Kartoffelsacks hat.“ Also hat man sich in Hamburg schnell von diesem Gedanken verabschiedet und setzt auf professionell geschneiderte Anfertigungen nach Maß. Material, Farbe und Befestigungsart – alles wird genau auf die jeweilige Leuchte abgestimmt.
Wer braucht eigentlich Schutzhauben? Viele der Abdeckungen werden auf historischen Einsatzfahrzeugen installiert. Immer mehr Menschen entdecken ihre Leidenschaft für die besonderen Oldtimer und wollen damit natürlich auch auf die Straße. Die Zulassungsstellen erlauben oft, dass die Sondersignalanlage bleiben darf, fordern aber eine Abdeckung. Andere Verkehrsteilnehmer sollen schließlich nicht irritiert werden.
In vielen weiteren Bereichen sind die hochwertigen Abdeckhauben aus dem Hause RKL ebenfalls beliebt. Eine namhafte Spedition hat gerade ihre komplette Flotte ausgerüstet. Die Fahrzeuge fahren zwischen zwei Ländern hin und her. Im einen Land müssen sie die Kennleuchte führen, im anderen Land darf sie nicht sichtbar sein. An der Grenze muss der Fahrer die Leuchten abdecken, erst dann darf er weiterfahren. Zu den Stammkunden zählt auch auch ein Verleihservice von Einsatzfahrzeugen für Filme. Auf dem Weg zum Dreh darf der Streifenwagen natürlich nicht wie ein offizielles Polizeiauto aussehen. Solche Regeln gelten selbst für die Autohersteller, die ihre neuesten Modelle von Einsatzfahrzeugen zu den Fachmessen bringen. Auch sie setzen auf die Abdeckungen des Hamburger Fachhändlers.
Ist der Auftrag eingegeben, werden die Vorlagen aus dem Archiv geholt. Für viele gängige Modelle ist neben den Schnittmustern auch eine Musterleuchte vorhanden. Trotzdem kommt es bei Oldtimern immer mal wieder vor, dass noch keine Vorlage existiert und der Leuchtentyp auch seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt wird. Für solche Fälle gibt es ein umfangreiches Katalogarchiv mit vielen wertvollen Maßzeichnungen. Am liebsten leiht sich Hans Sybille dann aber gleich bei befreundeten Sammlern die entsprechende Leuchte aus. „Irgendjemand hat bisher immer die passende Lampe in seiner Sammlung gehabt“, sagt er. „Es geht einfach nichts über eine richtige Leuchte, die wir von allen Seiten fotografieren, detailliert vermessen und schließlich die Vorlagen anfertigen. Danach können wir die Abdeckung immer wieder reproduzieren.“
In der Produktion wird dann das Kunstleder nach Schablonenvorlage passgenau zugeschnitten und nachbearbeitet. Danach näht Oleg mit routinierten Handgriffen das innen mit Fleece beschichtete Kunstleder zusammen. „Wir verwenden nur das beste Material, damit die Haube trotz Wettereinflusses lange hält“, verrät er. Gerade produziert er aus drei Teilen eine Abdeckung für einen großen Feuerwehr-Arbeitsscheinwerfer. In den Saum wird schließlich ein Gummizug eingezogen, der das Material nach dem Aufsetzen unterhalb der Leuchte wieder zusammenzieht. Ein aufwändig restauriertes historisches Feuerwehrfahrzeug soll damit ausgerüstet werden. „Die Besitzer solcher Fahrzeuge legen Wert aufs kleinste Detail, die gucken ganz genau hin. Mal eben was zusammenstoppeln und hoffen, dass der Kunde die schiefe Naht schon nicht bemerkt, sowas geht gar nicht. Aber ehrlich gesagt hätte ich auf solche halben Sachen auch keine Lust. Ich will am Ende des Tages stolz auf meine Arbeit sein können.“ Zur Probe zieht er die Abdeckhaube über die wuchtige Leuchte und prüft den Sitz, um sich dann nochmal alle Nähte anzusehen und schließlich ein etwas zu langes Fadenende etwas kürzer zu schneiden. „Jetzt“, sagt er schließlich, „jetzt bin ich zufrieden.“
Damit auch ausgefallene Wünsche der Kunden erfüllt werden können, sind Kunstleder in vielen verschiedenen Farben am Lager. „Neulich rief ein Kunde an, der einen original amerikanischen Streifenwagen fährt“, erzählt Hans Sybille. „Er schickte mir Bilder. Ein echtes Schmuckstück. Aber der Balken war von einem Müllsack verhüllt. Ob wir da nicht eine schönere Lösung finden könnten, fragte der Kunde.“ Nun hat er eine Abdeckhaube in drei Farben: Fahrerseite rot, Mittelteil silber, Beifahrerseite hellblau – genau wie der Lichtbalken unter der Abdeckung. Damit ist der Wagen trotz Schutzhaube ein echter Hingucker. Die Vorgaben der Zulassungsstelle wurden voll erfüllt. „Der Kunde rief extra nochmal an und bedankte sich“, erinnert sich Hans Sybille, „der TÜV-Prüfer habe ihm zweimal gesagt, dass er noch nie so eine schicke Abdeckung gesehen hätte. Das sind dann natürlich Rückmeldungen, die uns riesig freuen.“